Die Gewalt geht von Männern aus
Kampagne anlässlich des “Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen” am 25. November 2022
Einer Studie im Auftrag der Europäischen Union aus dem Jahr 2014 zufolge erlebt in Europa jede dritte Frau* ab ihrem 15. Lebensjahr körperliche oder sexualisierte Gewalt. Mädchen wachsen mit der Vorstellung auf, dass ihnen körperliche oder sexualisierte Gewalt potenziell überall begegnen kann, hauptsächlich jedoch im öffentlichen Raum. Kriminalfilme und –serien reproduzieren seit Jahrzehnten das Narrativ, wonach Mädchen und Frauen insbesondere nachts in Parks und auf der Straße mit Übergriffen rechnen müssten. Ihnen wird geraten, dunkle Gegenden in den Abendstunden zu meiden.

Tatsächlich begegnen Mädchen und Frauen ihren Peinigern fast ausschließlich in ihrem nahen Umfeld – zuhause, unter Familienmitgliedern und in erster Linie durch ihre Partner: In Deutschland erlebt alle 45 Minuten eine Frau gefährliche Körperverletzung durch ihren Partner (BMFSFJ 2019). Der Rat, im öffentlichen Raum besonders auf der Hut zu sein, stellt insofern eine wenig hilfreiche Handlungsanweisung dar. Sie entlastet die Mehrheit der Täter und bereitet Frauen und Mädchen nicht auf die wahren Gefahren vor.

Auch über die Gruppe der Täter kursieren Missverständnisse in der öffentlichen Wahrnehmung: Sofern Gewalt gegen Frauen durch Medienberichte aufgegriffen wird thematisiert sie die Taten vor einem vermeintlich kulturellen Hintergrund der jeweiligen Täter oder verortet diese in sozial schwachen Milieus. Femizide und Gewalt gegen Frauen, die von BIPoC Männern ausgeübt wird, finden ihren Weg am ehesten in die Medien – Gewalttaten weißer Täter jedoch kaum. Diese einseitige Thematisierung von Gewalt an Frauen wird ihrer tatsächlichen Verbreitung in der Gesellschaft nicht annähernd gerecht. Häusliche Gewalt gegen Frauen kommt in allen sozialen Milieus und gesellschaftlichen Schichten vor.

So unterschiedlich die sozialen Hintergründe der Täter dabei sein mögen – sie eint, dass die häusliche Gewalt nahezu ausschließlich von Männern ausgeht. In der Prävention von Gewalt gegen Frauen sollte der Fokus entsprechend auf Männern liegen. Die Bilder der Kampagne zeigen deutsche Männer, die unterschiedliche soziale Milieus der Bevölkerung repräsentieren. Auch wenn wir nicht daran gewöhnt sind, uns gewalttätige Partner in vertrauten Wohnzimmereinrichtungen vorzustellen – sie alle könnten Täter sein. Gewalt gegen Frauen ist der eigenen Lebensrealität näher, als man denkt.

Don´t protect your daughter, educate your son!
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Die an der Kampagne beteiligten Models sind keine Täter, sondern Schauspielende.

Die Kampagne entstand im Rahmen eines Seminars von Professorin Katharina Bosse an der Fachhochschule Bielefeld, Fachbereich Gestaltung. Sie stellt eine Kooperation der Fotografin Onna Buchholt mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Bielefeld und dem Femnet Bielefeld dar.
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